Bei einer der ersten Baumaßnahmen zur Sanierung des Elbdeichs östlich von Lauenburg war besondere Rücksichtnahme auf die sensiblen Umweltbelange der Region geboten.

Die Verstärkung und Erhöhung war erforderlich, da der 1962 errichtete Elbdeich nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprach. Bei Hochwasserereignissen der Elbe oder Eisversetzungen wurde immer wieder ein hohes Qualmwasseraufkommen aufgrund ungeeignetem Deichmaterial und einem durchlässigen Deichuntergrund festgestellt. In einem Gutachten wurde der Deich als nicht mehr standsicher eingestuft.

Vor dem Deich befindet sich das NSG “Lauenburger Elbvorland” und binnendeichs der Lauenburger Elbwarder (Aue- und Söllerwiesen). Beide Flächen sind als Teilbereiche des FFH-Gebiets 2628-392 “Elbe mit hohem Elbufer von Tesperhude bis Lauenburg mit angrenzenden Flächen” Bestandteil des europaweiten Schutzgebietsystems Natura 2000.

Das Lauenburger Elbvorland ist gekennzeichnet durch die FFH-Lebensraumtypen “Schlammige Flussufer mit Vegetation der Verbände Chenopodion rubri (p.p.) und Bidention (p.p.)” und “Brenndolden-Auwiesen der Stromtäler”. Das Deichvorland weist mit den Arten wie dem Wachtelkönig, Schafstelze, Feldlerche, Flussuferläufer, Wiesenpieper, Feldschwirl, Braunkehlchen und Waldwasserläufer eine charakteristische Brutvogelfauna auf. Außerdem ist hier ein wichtiger Nachtruheplatz für rastende Gänse und Schwäne.

Die hinter dem Deich gelegenen Flächen der Aue- und Söllerwiesen weisen stellenweise Relikte von Brenndoldenwiesen auf, die durch den Qualmwassereinfluss weiter bestehen konnten. Sie wurden als entwickelbar bei entsprechender Bewirtschaftung bewertet. Dafür ist jedoch eine ausreichende Überflutungshäufigkeit und eine rückläufige Nährstoffbelastung Voraussetzung.

Unsere Aufgabenstellung bestand darin,

  • die Trassenführung so zu optimieren, dass naturschutzfachlich wertvolle Flächen nicht dauerhaft von der Deichtrasse in Anspruch genommen wurden,
  • die Auswirkungen der Bauphase insbesondere im Bereich des sensiblen Elbvorlandes zu minimieren,
  • die Entwicklungsmöglichkeiten der Relikte der Brenndoldenwiesen im Deichhinterland trotz abnehmendem Qualmwassereinstrom zu erhalten.

Optimierung der Trassenführung

Der erste Punkt wurde über eine Variantenprüfung abgearbeitet. Dabei wurde auch eine weiträumige Rückverlegung des Deiches erwogen. Dies hätte die für den Naturhaushalt wertvollen Flächen des Deichvorlandes deutlich erweitert und Hochwasserretentionsraum geschaffen. Eine Rückdeichung war aber nicht möglich, da dies länderübergreifend zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern hätte erfolgen müssen und auf Mecklenburger Seite bereits die Verstärkung auf der bestehenden Linienführung vorgesehen war.

Minimierung der Auswirkungen

Während der Planungsphase wurde die Linienführung des neuen Deiches mehrmals verändert und der Deichkörper verschmälert. Dadurch konnte die überbaute Außendeichsfläche deutlich verringert werden. Da an anderer Stelle eine Erweiterung der Außendeichsfläche erfolgt, ist nach Beendigung der Bauphase das Lauenburger Elbvorland sogar geringfügig größer als vorher.

Zur Reduzierung der optischen und akustischen Störungen im Bruthabitat des Wachtelkönigs und an den Schlaf- und Ruheplätzen der Gänsen und Schwänen wurden entsprechende Bauzeitenregelungen getroffen. Die Bodentransporte erfolgten ausschließlich binnendeichs.

Entwicklung der Brenndoldenwiesen

Die Entwicklungsmöglichkeiten der Flächen im Deichhinterland zu erhalten, erwies sich als besondere Herausforderung. Der Qualmwassereinstrom bei Hochwasser ins Deichhinterland wird durch den neuen Deich reduziert und durch den neuen Qualmwassergraben frühzeitig abgefangen. Ohne weitere Maßnahmen hätte dies Überschwemmungshäufigkeit und -höhe im Bereich der wechselfeuchten Wiesen mit Brenndolde reduziert.

Um die vorhandene Überflutungsdynamik zu sichern, wurde die Grabentiefe der Deichgrabens an das bestehende Grabensystem angepasst. Zusätzlich sorgen Aufstauschwellen dafür, dass das anfallende Qualmwasser bei Hochwasserereignissen der Elbe nicht durch das Schöpfwerk vollständig abgepumpt wird, sondern im westlichen Bereich der Aue- und Söllerwiesen gehalten wird. In den oberhalb der geplanten Aufstauschwellen liegenden Grabenschnitten wurden dadurch die Wasserstände gegenüber dem ursprünglichen Zustand sogar erhöht.

Heute begleitet BBS die Hochwasserschutzplanung für die Lauenburger Altstadt und die Deicherhöhung Elbdeich Cranz-Neuenfelde in Hamburg mit allen Themen der Umweltplanung und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Ingenieurbüros.